Ein Dialekt ist auf wissenschaftlicher Ebene klar definiert. Es handelt sich um eine Sprachform, die auf eine bestimmte Region begrenzt ist, fast ausschliesslich muttersprachlich erworben ist und die überwiegend mündlich und in Alltagssituationen gebraucht wird. Es ist jedoch schwer eine genaue Einteilung vorzunehmen, da die Übergänge fliessend sind. Befindet sich das Schweizerdeutsche im Grenzbereich?
Schweizerdeutsch ist wissenschaftlich definiert, als keine eigene Sprache, sondern als Sammelbegriff für verschiedenen alemannische Dialekte, die in der deutschsprachigen Schweiz gesprochen werden. Es gibt jedoch einige Argumente, Schweizerdeutsch als eigene Sprache anzusehen, denn zwischen Schweizerdeutsch und Standardsprache gibt es schon einige Unterschiede. Wer Standardsprache spricht, aber kein Schweizerdeutsch, hat oft Mühe Schweizerdeutsch zu verstehen. Ausserdem gilt eine Sprache als Dialekt, wenn sie keine speziellen Regeln hat, das trifft aber auf das Schweizerdeutsche nicht zu, denn wir haben eine solche spezielle Regel, nämlich dass es bei uns keine Regeln gibt, jedenfalls in der Grammatik. Auch im Sprachbaum hängt Schweizerdeutsch an einem eigenem Ast, wie die anderen eigenen Sprachen.
Jedoch gibt es auch viele Argumente dafür, dass Schweizerdeutsch ein Dialekt ist. Es ist auf eine bestimmte Region begrenz, da man es nur in der deutschsprachigen Schweiz spricht. Auch dass es fast ausschliesslich muttersprachlich erworben wird, ist wahr. Wie auch dass es meistens mündlich und in Alltagsituationen gesprochen wird. Die Definition trifft auf das Schweizerdeutsche also genau zu. Sind die wissenschaftlichen Aspekte aber wichtiger als die kulturellen?
Die Sprache ist fest mit unserer Kultur verknüpft, sie erzählt wer wir sind, gibt unsere Politische Haltung, unseren Wohnort und unser Alter preis und das alles nur mit der Form und nicht mit dem Inhalt. Die Sprache ist ein sehr wichtiger Teil von uns.
Das Land Luxemburg sagt zum Beispiel, dass Luxemburgisch eine eigene Sprache ist obwohl die Wissenschaft das Gegenteil besagt, sie sind etwa in der gleichen Lage wie wir: nahe an der Standardsprache, aber trotzdem gibt es teilweise grosse sprachliche und kulturelle Unterschiede. Andererseits werden Mandarin und Kantonesisch nur als Dialekte bezeichnet, obwohl man sich gegenseitig gar nicht versteht und sie offiziell jeweils als eine eigene Sprache gelten. Doch zu was gehört jetzt das Schweizerdeutsche?
Wie wir darüber sprechen ist nochmals ein dritter Aspekt, nämlich der Persönliche, neben dem was die Wissenschaft und das Land selber behauptet. Diese Diskussion bleibt somit ein Spannungsfeld zwischen der Wissenschaft und dem kulturellen. Letztendlich entscheiden sich die Sprechenden selbst, welche Bedeutung und welchen Status die von ihnen Gesprochene Sprache trägt.