Die Begriffe Barock, Romantik und Aufklärung kommen überall vor, sei das in der Musik oder in der Literaturgeschichte. Die literarischen Epochen helfen uns, Texte einzuordnen: Werke, die eine ähnliche Form, Thematik und bestimmte typische Motive haben, werden in die gleiche Gruppe eingeteilt.
Im Barock waren es drei Motive, die eine wichtige Rolle spielten: carpe diem, Memento Mori und Vanitas. Carpe diem steht für «Geniesse den Tag», es thematisiert den Genuss des Lebens, das Feiern, das Tanzen und die Erotik. Im Gegensatz dazu steht das Memento Mori (bedenke dass du stirbst), was einen an das Todesbewusstsein und die Vergänglichkeit erinnert. Ähnlich zum Memento Mori behandelt auch Vanitas die Vergänglichkeit, aber es geht zudem noch um den Verfall, der mit Schönheit und Eitelkeit verbunden wurde.
Doch nur weil im Barock die meisten Werke Merkmale diese drei Motive zeigten, heisst das nicht, dass alle Autoren damals in diesem typisch barocken Stil geschrieben haben. Dadurch gehen einige Autoren und auch Werke in Vergessenheit, da sie nicht gut in eine Epoche passen. Nicht alle Werke können also diesen typischen Merkmalen zugeordnet werden. Umgekehrt lassen sich nicht alle Merkmale einer Epoche zuordnen, da die Epochen bloss eine Vereinfachung sind. Einige Merkmale sind stilistisch für den Autor typisch und tauchen immer wieder auf, manchmal sogar über mehrere Epochen hinweg. Einige Werke zeigen auch Merkmale von verschiedenen Epochen, wie zum Beispiel «Faust», an dem Goethe über mehrere Epochen geschrieben hat. Manchmal kommt auch eine Gleichzeitigkeit vor und Stilrichtungen verlaufen nebeneinander, man kann die Epochen also nicht klar voneinander abgrenzen. Hinzu kommt, dass Epochen ohne geografische Angaben nicht nutzbar sind, da die Epochen nicht in allen Regionen der Welt zur gleichen Zeit abliefen.
Doch diese Mängel bedeuten nicht, dass die Epocheneinteilung nicht zu gebrauchen ist. Sie hilft uns, Texte zu kategorisieren und zu verstehen, indem sie uns aufzeigen, welche kulturelle und politische Ereignisse zu dieser Zeit passierten. Epochen können uns so zeigen, unter welchen Umständen der Autor geschrieben hat und wie dadurch das Werk beeinflusst wurde. Sie zeigen uns also, wie wir die Themen richtig interpretieren können und stellen eine Verbindung und einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Texten her.
Es gibt einige Mängel an der Epocheneinteilung, da die Literatur keine exakte Wissenschaft ist und die Leser- und Autorenschaft individuell sind. Trotzdem sind sie essenziell für das Verstehen eines Werkes und wie der Autor gelebt hat.